Samstag, 17. August 2013

Piz Palü Bumillerpfeiler




Die Bernina-Gruppe mit ihrer geballten Gipfelprominenz gehört für mich zu einem der schönsten Hochtourengebiete der Alpen. Vor acht Jahren habe ich zum ersten Mal die Gipfel des Palü und vor allem seine unglaublich spektakulären Nordabbrüche bewundert. Zu dieser Zeit gehörten die schweren Routen in diesem Gebiet definitiv noch in die Kategorie „Träume“.Über die Jahre und vor Allem die regelmäßigen Besuche in der Bernina-Gruppe stieg das bergsteigerische Niveau und somit auch die Zielsetzung. Der Bumillerpfeiler war mir von Anfang an ein Begriff, speziell aus dem Grund weil er in dem Gebiet, die bekannteste Schwere Route darstellt und auch mit ganz beachtlichen Schwierigkeiten aufwartet. Die Grundvorraussetzungen und Fähigkeiten wie das Einrichten von Standplätzen und Zwischensicherungen mit mobilen Mitteln wie Friends und Keilen, sowie das Klettern im oberen Fünften Schwierigkeitsgrad mit Bergschuhen, schwerem Rucksack und ggf. Steigeisen sortiert dann auch das Zielpublikum etwas aus.

Am 16. August war es dann endlich soweit. Der Wetterbericht versprach drei Tage stabilen Hochdruckeinfluss, die Verhältnisse im Pfeiler waren der Webcam nach relativ schneearm und mit Alex auch schnell ein absolut zuverlässiger Partner gefunden.
Eher gemütlich startet der erste Tag mit der dreistündigen Anfahrt von Rosenheim nach Pontresina und dem Packen des Rucksacks am Parkplatz der Diavolezza-Bahn. Wers bequem mag nimmt die Bahn (24 SFr) und schläft dann im Berghaus Diavolezza (ab 69 SFr). Für Puristen und Sparfüchse bieten sich für die 1000 Hm zwei Aufstiegsmöglichkeiten, entweder über eine direkte Forststraße oder einen schönen Wanderweg. Wir entscheiden uns für die Straße, da wir unsere Rucksäcke durch das üppige Abendessen mit entsprechenden Getränken, Zelt, Schlafsack usw. nicht unnötig lange am Rücken haben wollen. Auf dem Zustiegsweg zum Gletscherbecken finden wir schnell einen geeigneten bereits vorbereiteten Biwakplatz zum Kochen und Nächtigen.
Um 3.30 geht der Wecker. +5°, aber Sternenklar. Damit ist es entschieden, die prinzipiell schnellere, aber objektiv gefährlichere Eisvariante für das erste Drittel des Pfeilers fällt flach. In 1,5 h erreichen wir den Felseinstieg und können bereits um 6.00 Uhr die erste Seillänge klettern. Außer uns befinden sich noch zwei weitere Seilschaften am Einstieg denen wir durch einen direkten Versuch (so 6+/A1) zu Entkommen versuchen. Ich höre nur unter mir einen der anderen Kletterer so etwas sagen wie: „das sind sicher Engländer, so einen Sch*** wie die klettern“. Egal, keil, Exe,Schlinge reintreten und weiter, so wird es wenigstens warm. Trotz des Verhauers sind wir schnell außer Sichweite, also mindestens 3-4 Seillängen vorraus, was auch den ganzen Tag so bleiben soll. Der Fels ist hier meist sandig, brüchig, mit Schuttbändern durchsetzt, aber immer wieder mit netten Kletterstellen im 4-5 Grad garniert. Nach 2 Stunden in zunehmend kompakter werdenden Fels stehen wir am Firngrat und gönnen uns eine erste Pause.
Weiter geht es jetzt mit Steigeisen über den ca. 200m langen Firngrat der direkt in den Schlüsselwandteil der Tour führt. Plattiger, rissiger, meist kompakter Granit der zwar ganz gut  abzusichern, aber an einigen Stellen vereist und beschneit ist. Die Steigeisen bleiben also dran, was lediglich auf den Platten ein bischen psycho ist. Nach ca. 12-14 Sl in konstanter Schwierigkeit und evtl. nicht immer auf dem leichtesten Weg stehen wir um 13.00 Uhr an der Gipfeleiswand.
Fast schon enttäuscht erblicke ich das letzte klägliche, 60° steile Drittel der bekannten Eisnase, die ich 2 Jahre zuvor noch in überhängender Pracht aus dem Ostpfeiler bewundern durfte. Na gut, dann eben gemütlich am laufenden Seil und über die letzten 500m zum Gipfel. Beim Abstieg über den Normalweg schweifen dann die Gedanken und Blicke schon wieder ab…
Hier gibt es noch so viel zu tun.




Topo Bumillerpfeiler:





Donnerstag, 9. Mai 2013

Marmolada Nordwand

Am 8.5.13 stehen wir um halb acht Uhr morgens mittlerweile zum dritten mal innerhalb von 4 Jahren am Wandfuss...
Vom Parkplatz bis zum Einstieg brauchen wir bei mittlerem Tempo ca 1,5h. Der Aufstieg gestaltet sich bei guten Verhältnissen sehr einfach und erreicht je nach Linienwahl eine Steilheit zwischen 50 und (angeblich) 60°. Aufgrund der harten Verhältnisse geht es auch hier schnell voran und wir stehen wiederum 2 Stunden später an Gipfel. Obwohl wir uns nochmal 2 Stunden mit Brotzeiteln und ein paar Zigaretten  die Langeweile vom Hals halten will es heute einfach nicht auffirnen. Wieder auf nächstes mal verschieben?
Heute will ich es probieren!
Basti, der mich auf dieser Tour begleitet hat, steht noch nicht allzulange auf Skiern und wählt die Normalabfahrt, die die Wand in einem Rechtsbogen (Draufsicht) umfährt.
bei den ersten Schwüngen ist klar, dass Stürzen jetzt auch im flachen Gelände schmerzhaft wird, da es eisig bleibt.
Durch die Verhältnisse muss ich eine andere, relativ direkte Linie abfahren und kann mich nicht an die schwache Aufstiegsspur halten die wir im ganz linken Teil angelegt hatten. Da die Wand bis zur Einfahrt sehr stark rollt (in Abfahrtsrichtung immer steiler wird) und im oberen Teil keine markanten Orientierungspunkte besitzt wird der Anfang ein Blindflug bzw. langsames herantasten. Sobald aber die richtige "Rinne" gefunden ist, gehts gut abwärts, doch das relativ seicht auslaufende Gelände bietet  der Psyche eine ganz gute Stütze und gerade wenn man anfägt sich Wohl zu fühlen ist leider schon wieder Alles vorbei...
Eine schöne Tagestour mit gutmütigem Nordwandcharakter und einer Hammer Kulisse!